Bezirk Aue​rbach

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Gedanken zum Advent

Ich gestehe - heute habe ich sie gekauft, die ersten Lebkuchen. Nein, ich werde sie nicht gleich verputzen, sondern erst so nach und nach im Advent. Jetzt liegen sie im Küchenschrank, und immer, wenn ich sie da sehe, leuchtet ein kleiner Funken Vorfreude auf. Ja, jetzt beginnt sie wieder die Advents- und Weihnachtszeit. Mit den so ganz eigenen Düften, Klängen und Kerzenlichtstimmungen. Wir räumen in diesen Tagen Bildern und Symbolen mehr Platz ein, als zu anderen Zeiten unseres Lebens. Ich behaupte, wir leben sinnlicher als sonst. Und das ist gut so.

Unsere Sinne sind uns geschenkt, um uns zu helfen, den Sinn des Lebens zu finden. Die Sinne verbinden die Welt mit unserem Inneren. Mit den Erfahrungen unseres Lebens, die aufleuchten, wenn ein äußerer Sinneseindruck auf uns einwirkt. Nehmen wir z.B. den Weihnachtsduft. Mit dieser speziellen Duftmischung kommen Erinnerungen an gute und schlechte Weihnachtszeiten, an Zeiten der Entbehrung und an Zeiten der Geborgenheit, des Staunens und der Freude als Kind in uns wieder nach oben. Für mich ist so ein „Erinnerungsduft“, der eines KerzeLebkuchens.

Woher kommen sie eigentlich? Lebkuchen wurden früher in den Klöstern zur Adventszeit an die Armen und Bedürftigen verschenkt. Sie waren nicht zuerst Leckerbissen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Lebenskuchen. Sie sollten in der kalten Zeit helfen zu leben, ja zu überleben. In ihnen wurden Gewürze eingebacken, die das Herz stärken, den Atem frei halten und den Lebensgeist stärken. So buken Mönche und Nonnen Lebensbrote für die, denen das Leben im Winter besonders karg und bitter war. Für die Schwachen, die Alten, die Kinder.

Was steckt alles drin, in so einem Leb(ens)kuchen?? Ein altes Kochbuch hat mir Folgendes verraten: Ingwer erwärmt von innen, beugt Erkältungen vor oder hilft sie schneller zu heilen. Ingwer wärmt und stärkt das Herz. Anis wirkt schleimlösend und tut gut, wenn das Atmen schwer ist, wenn uns die Luft weg bleibt. Anis hilft gegen Ängste und Verdrossenheit und stärkt das Vertrauen, dass unser Leben zu einem guten Ziel kommt. Nelke beruhigt den Magen, und manche haben schon gemerkt, dass sie vorübergehend sehr gut Zahnschmerzen betäubt. Der Gewürznelke wird zugeschrieben, dass sie Reize lindert, also entspannt und die Gelassenheit fördert. Kardamom rundet den Geschmack ab und hilft gegen Blähungen und Druck im Bauch. Kardamom hilft Spannungen und Verkrampfungen zu lösen. Zimt süßt das gesamte Geschmacksempfinden und spendet Energie. Zimt schenkt Lebensfreude. Koriander verbessert das Gedächtnis, regt Geist und Gehirn an. Koriander hilft uns, zu verstehen und mit einem wachen Geist unserer Umwelt und unseren Mitmenschen zu begegnen.

Ich bin mir ganz sicher, dass die Christenmenschen früherer Tage nicht nur die Heilwirkung der Kräuter kannten, sondern beim  erschenken der Lebkuchen auch noch eine zweite, viel wichtigere Botschaft den Menschen weitergeben konnten. Wenn ich von Lebensbrot höre, fallen mir sofort die Worte  Jesu ein: „Ich bin das Brot des Lebens“ – so erwarten wir sein Kommen in der Welt. Bald singen und bezeugen wir es wieder im Lied: Macht hoch die Tür, da heißt es: „Der Heil und Leben mit sich bringt…, der Heiland aller Welt zugleich...“ Jesus selbst ist das Brot des Lebens, es reicht für alle. Er ist in die Welt gekommen, dass es uns nicht  mangelt an Hoffnung, an Liebe, an Vergebung, an Frieden. Jesus das wahre Lebensbrot! Jesus ist Heil und Heilung, so dürfen ihn alle aufnehmen. Lebensbrot – nötig - für die Armen, die so wenig vom Wort allein leben können; wie für die anderen, die nicht nur Brot nötig haben. In den kommenden Adventstagen werde ich immer mal einen Lebkuchen verschenken, verbunden mit dem Wunsch, dass die Gewürze heilsam wirken, der Lebkuchen Kraft gibt und wir erinnert werden an das himmlische Lebensbrot, dass wir in Jesus erwarten. Mögen Sie alle Tage Gottes Kraft und Gottes Nähe spüren, über sich, unter sich, neben sich und in sich.

Mandy Merkel Gemeindepädagogin