Bezirk Aue​rbach

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Urlaub tut Not

»Die Apostel kehrten zu Jesus zurück und berichteten ihm, was sie alles in seinem Auftrag getan und den Menschen verkündet hatten. Jesus sagte zu ihnen: ‚Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir suchen einen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt.’ Denn es war ein ständiges Kommen und Gehen, so dass sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. So stiegen sie in ein Boot und fuhren an eine einsame Stelle.« (Mk. 6,30 ff.)

Der Begriff »Urlaub« kommt nicht ein einziges Mal in der Bibel vor. Vielleicht liegt es daran, dass mancher unter uns echte Schwierigkeiten hat, mal ganz bewusst Pause zu machen. Sie fürchten sich vor den vermeintlichen oder wirklichen Gefahren des Müßiggangs und halten es deshalb eher mit dem zweifellos vielfach bewährten Grundsatz »ora et labora« - »bete und arbeite«.

Aber kein Mensch kann immer nur beten und arbeiten. Anspannung und Entspannung, Herausforderung und Ausruhen, Nähe und Distanz sollten in unserem Leben ausgewogen sein. Oft hilft einwenig Abstand, um die Beziehungen, in denen man lebt, in Familie, Arbeit und Gemeinde - bewusster zu erleben und zu gestalten. Selbst unser Herr hatte seine ganz private »Urlaubsadresse«, wo er mal ausspannen konnte: mehrfach war er bei Maria und Martha in Bethanien zu Gast. Deshalb brauchen wir ganz gewiss kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir die »schönsten Wochen des Jahres« mal richtig genießen.Urlaub

Auf welche Weise das geschieht, darüber lohnt es sich allerdings nachzudenken. Eine kleine Geschichte erzählt, wie ein Mann sein Auto packt - mit vier großen Koffern, drei kleinen Kindern, zwei lebhaften Hunden, einer kritischen Schwiegermutter und seiner abgehetzten Ehefrau. Ob er so wirklich den Abstand findet, den er sucht? Oder: Vier Wochen in Sichtweite von »Ballermann 6« auf Mallorca werden wohl kaum bewirken, Körper, Geist und Seele wieder zu Kräften kommen zu lassen - auch wenn uns das die Boulevardpresse und gewisse TV-Sender nahe zu bringen versuchen. Es geht in der Urlaubszeit doch nicht nur darum, mal das zu tun, zu dem man sonst keine Zeit hat. Ganz sicher: Mal richtig ausschlafen, aber auch auftanken ist angesagt, innerlich und äußerlich und möglichst so, dass die Reserven wieder eine Weile reichen.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, eröffnet sich im Blick auf diese »große Pause« vielleicht sogar eine neue, ungewohnte Perspektive. Da könnte es zum Beispiel sein, dass nicht nur Spaß und Entspannung auf dem Programm stehen, sondern dass man plötzlich neu entdeckt, wie gut es tut, sich einmal ohne Stress und Zeitdruck mit Gott und seinem Wort zu beschäftigen. Der macht nämlich keinen Urlaub, sondern ist buchstäblich Tag und Nacht für jeden erreichbar, der nach ihm fragt. Vielleicht wollen wir unserem Leben schon lange eine neue Richtung geben, fragen uns schon lange nach seinem eigentlichen Sinn und Ziel. Dann sollten wir die freien Tage nutzen, die Gott uns schenkt, und ihn fragen, ganz ohne Stress mit ihm reden - er hilft uns, zur Ruhe zu kommen, er kennt den besten Weg für uns.

In diesem Sinn wünsche ich allen erholsame und wohltuende Sommertage - mit oder ohne Urlaub.

Joachim Schmiedel