Bezirk Aue​rbach

Rathenaustraße 5
08209 Auerbach

Blickwinkel

BildiUnzählige Blicke begegnen mir Tag für Tag: freundliche und aufmunternde, vielleicht auch abschätzige und kalte. Manchen Blicken weiche ich aus, ducke mich weg. In anderen sonne ich mich. Manchmal verfängt sich mein Blick im Gestern, und ich wollte doch eigentlich hinter mir lassen, was war. Manchmal sehe ich die Herausforderungen von morgen und habe nicht den Mut, das Neue zu wagen. Manchmal übersehe ich die, die meine Aufmerksamkeit brauchen, und wollte doch eigentlich genau hinschauen. Aber Du, Gott, siehst mir ins Herz. Du siehst mich und all die anderen. Du siehst selbst die, die vergessen sind. Dein Blick reicht hinein in den hintersten Winkel. Gott, wie gelingt es dir nur, mich auf so unvergleichliche Weise anzusehen? Dein Blick durchschaut mich und ist zugleich freundlich. Ich kann nichts verstecken und muss es auch nicht. Weil mein Leben in Deinem Blick geborgen ist. Dein Blick verändert alles. Auch mich. Ich kann loslassen, was war, und wagen, was kommt. Ich kann mich und diese Welt mit deinen Augen sehen: mit Augen einer Liebe, die größer ist als alles, was ich mir vorstellen kann.

Cornelius Kuttler

Liebe Leserinnen und Leser!

FlaschenSind noch leere Wein- oder Sektflaschen von den Feiertagen übrig? Die meisten wandern wohl in den Altglas Container. Aber für manche finden sich erstaunliche Möglichkeiten. Ich finde es wunderbar, wenn es uns Menschen in Gemeinde und Gesellschaft gelingt, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Gerade die Verbindung aus Altem und Neuem zeigt mir oft die Schönheit des Lebens. Wer könnte Neues richtig schätzen, wenn er nicht um Altvertrautes wüsste? Und wer kann die Spannung des Neuen und Unbekannten aushalten, wenn im Hintergrund nicht die Ruhe und Vertrautheit des Alt-Bekannten wäre? Es ist ein großer Segen, wenn wir Altes und Neues verbinden können. Aber nicht in jedem Falle ist diese Verbindung das Richtige. Es gibt Situationen auf dem Weg des Lebens und Glaubens, da muss sich das Neue vom Alten trennen. Da ist ein gemeinsamer Weg nicht gut, weil sonst beides verloren geht. Aus einer solchen Situation stammt der Spruch für diesen Monat: „Junger Wein gehört in neue Schläuche.“ (Markus 2,22).

Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs und den Menschen fällt auf: Die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasten viel. Aber die Jünger Jesu tun das nicht. Warum eigentlich? Jesus erklärt es. Er sagt sinngemäß – und sehr vereinfacht – in den Versen zuvor: Fasten ist ein Weg, Gottes Eingreifen herbeizusehnen. Allerdings: Ich, Jesus, bin Gottes Eingreifen. Für meine Jünger gibt es gerade nichts herbeizusehnen, weil das Ersehnte in mir da ist. Darum ist für sie gerade keine Zeit der Sehnsucht sondern eine Freudenzeit über das, was da ist. Für sie ist gerade nicht Fasten, sondern Feiern und Staunen dran!.

Fasten und Feiern, passt so wenig zusammen wie junger Wein und alte Schläuche. Schläuche, das waren damals Aufbewahrungsbehältnisse für Wein, die aus Tierhäuten gewonnen wurden. Und es war genauso, wie Jesus sagt: Neuer, gärender Wein gehörte in neue, flexible Schläuche, denn dieser Druck des Gärens konnte alte Schläuche zum Bersten bringen. Und dann waren am Ende beide verloren: der neue Wein und die alten Schläuche. Darin verbirgt sich auch eine Wahrheit des Glaubens und des Lebens: dass manches Neue nicht in alte Formen gepackt werden darf, weil sonst beides kaputtgeht. Ein Beispiel: Nehmen wir an, wir würden morgen ein neues Leben auf Wanderschaft beginnen – wollen aber das Haus auf diesen Weg mitnehmen! Am Ende wäre beides kaputt: die Wanderschaft und das Haus (vom Rücken ganz zu schweigen). Es ist klar erkennbar, ein verwurzeltes Leben passt zum Haus, und ein Leben auf Wanderschaft zum Zelt. Wer beides liebt, vermischt es nicht. Für das neue Jahr wünsche ich uns beides: Liebe zum Alten und zum Neuen; und die Erkenntnis, wo es gut ist beides zusammenzubringen und wo es Mut braucht, Neues und Altes nicht zu vermischen, wenn es für beide das Beste ist. Gott schenke uns seinen Geist und Klarheit in diesen Entscheidungen.Mit den besten Segenswünschen auf den Wegen durch das neue Jahr!

Gemeindepädagogin Mandy Merkel

Foto von Isaac Mehegan auf Unsplash

Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe Mt 10,7

Mit dieser Botschaft hatte Jesus seine 12 Jünger in die Dörfer und Städte Israels geschickt. Schon die Verkündigung von Johannes dem Täufer und von Jesus selbst begann mit den Worten: „Kehrt um! Denn das
Himmelreich ist nahe.“ Was ist damit gemeint? Wenn das Matthäusevangelium vom „Himmelreich“ spricht, meint es die Herrschaft Gottes über die gesamte Welt, ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe. Damit dieses Reich kommen kann, muss Gott zuvor Gericht halten über allen Hass, alle todbringende Gewalt und alle Ungerechtigkeit, deren Ursprung im menschlichen Herzen liegt. Mit dem Himmelreich ist also auch das Gericht nahe. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, sich darauf vorzubereiten. Handelt jetzt, rufen Jesus und seine Jünger! Kehrt von euren bösen Wegen um! Wenn ihr das tut, werdet ihr
Anteil erhalten an allen Gütern des kommenden Reichs. Schiebt die Umkehr nicht auf, damit es nicht plötzlich zu spät ist! Weder Johannes der Täufer noch Jesus und seine Jünger haben ein Datum genannt, an dem die Weltenwende eintreten wird, das ist auch nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass diese Zeit so nah ist, dass sie jetzt eine Entscheidung von uns fordert. Seither sind rund 2000 Jahre vergangen. Das angekündigte Himmelreich auf Erden ist noch nicht gekommen. Können wir die Botschaft von damals trotzdem noch weitertragen und auch heute noch sagen: „Das Himmelreich ist nahe“? Ja, denn das Himmelreich ist in bestimmter Hinsicht tatsächlich schon gekommen. Mit der Auferstehung und Himmelfahrt von Jesus Christus ist es angebrochen, ebenso mit dem Gericht, das sich durch die christliche Verkündigung bereits an den Menschen vollzieht, und mit dem ewigen Leben, das für die Christenmenschen schon jetzt und hier beginnt. Ja, das Himmelreich hat schon begonnen, es ist aber noch nicht vollendet. Wir warten noch auf die sichtbare Wiederkehr Jesu Christi, durch die Gottes Herrschaft sich überall durchsetzen wird. Noch ist Gnadenzeit! Noch können Menschen die Gute Nachricht hören, zu Jesus ein Ja finden und ihr Leben nach ihm ausrichten. Wir wollen als seine Boten diese Lebenswichtige Botschaft in die Welt tragen und nutzen dazu alle Gelegenheiten.

Gemeindepädagogin Mandy Merkel
und Gedanken von Prof. Dr. Uwe Swarat
(Theologische Hochschule Elstal)